Hallo,
vielen Dank für die Antworten. Die Problematik verstehe ich. Es gibt in Alexandria offenbar viele Legenden zu dem Alexandergrab, zum Beispiel gibt es zwei Moscheen, wo es Gerüchte gibt, dass sich da das Grab befunden haben könnte. Die eine ist die Attanine Moschee, wo offenbar noch um 1800 der Sarkophag des letzten Pharaos Nektanebos II. (bis 341 v. Chr.) aufbewahrt wurde. Nektanebos musste vor den Persern fliehen, der Sarg wurde vermutlich nie benutzt. Nach einer Theorie wurde der Sarg als provisorische letzte Ruhestätte Alexanders genutzt, da Ptolemäus I. den Leichnam Alexanders in den sog Diadochenkriegen kurz vor 300 v. Chr. an sich gebracht hatte. Eigentlich sollte Alexander in Makedonien bestattet werden.
Die zweite Moschee heißt glaube ich Daniel-Moschee. Da gibt es eine wilde Geschichte, das im 19. Jh. unterirdische Gänge unter der Moschee entdeckt wurden, wovon einer zu einem gläsernern Sarkophag führte, in dem ein Leichnam lag, der mit einem goldenen Diadem geschmückt war. Allerdings gab es im 20. Jh. Grabungen von einem polnischen Archäologenteam auf dem Moscheegelände und es wurden keine Hinweise auf das Alexandergrab gefunden. Die unterirdischen Gänge wurden demnach tatsächlich entdeckt, wurden aber als Teil einer Zisterne interpretiert. Die Geschichte wird heute von Archäologen weitgehend als Hirngespinst abgetan. Das Problem ist, das einer der Remote Viewer trotzdem die Daniel Moschee als Ort des Grabes angab.
Alexander wurde wahrscheinlich mehrmals umgebettet. Nach seinem Tod 323 v. Chr. wurde er erst provisorisch in Babylon aufgebahrt, dann mit einem aufwendigen Leichenzug auf den Weg nach Makedonien gebracht. In Syrien wurde der Zug von Ptolemäus abgefangen und zunächst in Memphis in Ägypten bestattet, da Alexandria, eine Gründung Alexanders an der Mittelmeerküste Ägyptens, noch nicht fertig war. Als die Bautätigkeiten weiter fortgeschritten waren wurde Alexander zwischen 300 und 250 v. Chr. (man weiß es nicht ganz genau) nach Alexandria gebracht und ein Grabmahl errichtet, dass möglicherweise mitten in der Stadt stand. Danach wurde Alexander von den Ptolemäern, deren Herrschaft 30 v. Chr. mit Kleopatra endete, wahrscheinlich im Palastbezirk der Stadt in einem Grabmahl in der Nähe der ptolemäischen Königsgräber bestattet. Das Grab war Jahrhunderte lang sozusagen eine antike Touristenattraktion.
Um 365 n. Chr. wurde Alexandria von einem Tsunami in Folge eines Erdbebens getroffen, der von dem antiken Autoren Ammianus Marcellinus erwähnt wird. Die Zerstörungen in Alexandria müssen nach diesem Bericht sehr stark gewesen sein. Etwa um diese Zeit wurde das Christentum immer stärker und schließlich zur Staatsreligion. Die antiken Kulte wurden verboten. Alexander wurde bis dahin als Sohn von Zeus-Amon verehrt, wenn ich das richtig verstanden habe. Es könnte also auch sein das Christen das Grabmahl zerstört haben. Aus dem Zeitraum um 400 n. Chr. ist ein Zitat eines christlichen Bischofs überliefert, der meinte: "wer kennt heute noch den Ort des Alexandergrabes?" Er wollte damit auf die Vergänglichkeit alles Irdischen hinweisen. Danach verliert sich die Spure des Grabes. Es gibt aus der arabischen Zeit zwar auch noch Berichte von Reisenden, sie hätten das Grab besucht, aber man kann den Wahrheitsgehalt dieser Berichte nicht einschätzen.
Soweit meine Zusammenfassung. Angeblich wurden von christlichen Mönchen vor den polnischen Ausgrabungen in der Daniel Moschee Knochen gefunden, die dann in ihr Kloster ebenfalls in Ägypten gebracht wurden. Aber ob an dieser Geschichte etwas dran ist, weiß ich nicht. Wer genaueres wissen will, dem sei das Buch von Husemann empfohlen, "Mythos Alexandergrab", zur Zeit offenbar das einzige deutschsprachige Buch über das Grab, das sich nicht nur an Archäologen wendet.
Ein Wikipedia Artikel über Alexandria mit einer Karte gibt es hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alexandria_in_der_Antike
Ich wollte noch hinzufügen, dass der Wikipedia-Autor die Geschichte des Grabes etwas vorsichtiger fomuliert, auch erwähnt er noch eine Quelle, wonach der Leichnam nach dem Tsunami noch zu sehen gewesen sein sollte (um 388-392 n. Chr.).