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Nightrat
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Verfasst: 04.05.2012, 20:51 |
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Forenexperte |
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Registriert: 21.12.2008, 19:27 Beiträge: 587 Wohnort: Erde
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Vorweg, ich bin sicher kein Experte für Buddhismus, nicht theoretisch und schon gar nicht praktisch.
Aber so sehe ich Buddhismus:
Buddhismus ist im Kern keine Religion. Erstens gibt es beim Buddhismus keinen Schöpfergott und der Begriff "Gott" oder "göttlich" ist hier anders definiert als bei den anderen Religionen. Natürlich hat der Buddhismus in manchen Ländern die Funktion übernommen, die Religionen anderswo ausüben. Insofern haftet auch am Buddhismus viel Folklore und ..., naja ich sag mal Humbug an. Es ist auch nicht so, daß der Buddhismus historisch gesehen keinen Dreck am Stecken hat, da gab und gibt es aus heutiger Sicht bzw. humanistischer Sicht genauso Grauslichkeiten, Ungerechtigkeit und Absurditäten wie in allen anderen Religionen. Je nach Schule (siehe auch weiter unten) begreift sich der Buddhismus mehr oder minder stark nicht als fertiges System bzw. nicht als absolute Wahrheit. Man findet dort sehr wohl auch folgende Einstellung: Ändert sich die Datenlage so muß sich die Theorie ändern. Daraus erklärt auch die teilweise Aufgeschlossenheit des Buddhismus gegenüber der westlichen empierischen Wissenschaft (siehe Tenzin Gyatso dem 14. Dalai Lama de tibetischen Buddhismus).
Was ist also Buddhismus: Er ist eine Sammlung von Methoden (nur ein Teil davon sind die verschiedensten Meditationsmethoden) mit denen man die Realität erforschen, erfahren, begreifen und erkennen kann. Diese Methoden sind empirisch. Dieses Methodensystem hat aber einen gravierenden Unterschied zur westlichen empirischen Wischenschaft (die sich letzlich auch durch ihre Methoden definiert): Der Buddhismus schließt das Subjekt, also die innere Beobachtung mit ein.
Wer ist ein Buddhist?
Wenn mir jemand begegegnet der behauptet Buddhist zu sein, dann frage ich immer: Buddhist welcher Schule? Zen-Buddhismus, Mahayan, Vajrayana, Theravada (um nur die bekanntesten zu nennen) oder was auch immer. Es ist also nicht ganz einfach von DEM Buddhismus zu sprechen.
Was ist Karma?
Die Begriffe Karma und Nirvana sind wohl die im Westen am mißbräuchlichsten verwendeten und mißverstandensten Begriffe.
Bei Nirvana blicke ich selber nicht durch.
Aber so wie ich Karma bis jetzt verstanden habe, ist Karma das "Gesetz" von Ursache und Wirkung. Jede Tat und jeder Gedanke ist eine Ursache und hat damit eine Wirkung, nur steht die Wirkung immer Wechselwirkug mit den Wirkungen anderer Ursachen. So gesehen ist es nicht möglich zu sagen "Du bist gelähmt weil du im deinem früheren Leben böse warst". Warum? Weil es nie nur eine Ursache für ein Wirkung gibt, es gibt immer Wechselwirkungen mit anderen Ursachen, ist wohl sowas wie ein "demokratisches System" .
Insofern verstehe ich Aussagen wie "positives Karma anhäufen" auch anders: das bedeutet für mich, daß wenn ich positive Wirkungen erzeuge (gutes tue), dann beinflusse ich durch die Wechselwirkungen auch die Ursachen und deren Auswirkungen, denen ich ausgesetzt bin, auch zum positiven. Zum Beispiel, wenn ich anderen Gutes tue, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, daß ich auch von anderen gutes erfahre. In etwa drückt das auch unser Sprichwort "Wie ich in den Wald rufe, so schallt es zurück".
Interessanterweise räumt der Buddhismus in letzter Konsequenz aber dann mit sich sich selber auf. Denn nach jahrelanger internsiver Praxis, erkennt oder besser efährt man durch innere und äußere Beobachtung, daß alles, und damit auch zum Beispiel die Realität wie wir sie kennen und auch Karma eine Illusion ist.
Nochmal, jemand der buddhistische Praxis ausübt, oder Experte für Buddhismus ist wird dem, was ich hier geschrieben habe, vielleicht widersprechen. Das ist nur meine Sicht auf den Buddhismus, wobei mir selber nicht klar ist wie fundiert diese Sicht ist.
Was meint ihr? Wie seht ihr den Buddhismus?
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Verfasst: 04.05.2012, 20:51 |
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drittervon5
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Verfasst: 07.05.2012, 11:04 |
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Superposter |
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Registriert: 26.05.2009, 02:25 Beiträge: 207 Wohnort: Hessen
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Soweit ich das als >Mitteleuropäer< durch meine >Westliche< Brille beurteilen kann, scheint es einen einheitlichen >Buddhismus< nicht wirklich zu geben. Wie Du schon andeutest, gibt es verschiedene Schulen die sich unabhängig von einenander weiterentwickelt haben.
Deshalb ist der Buddhismus nicht zentralisiert, wie beispielsweise das Christentum im Vatikan. Eine Bekannte von mir, hat es mal in einer oberflächlichen Unterhaltung so dargestellt, das der Dalai Lama sowas wie der Papst für Buddhisten sei! Aber ich denke, das kann man definitiv nicht vergleichen!
Zum Karma, das von den meisten Westlichen Menschen mit >Schicksal an dem man selbst nix ändern kann< übersetzt wird, möchte ich mal anmerken, das das Dharma sowohl im Hinduismus als auch im Buddhismus eine wichtige Rolle spielt und man das Karma vom Dharma nicht trennen kann.
Im Hinduismus und im Buddhismus wird das Leben bestimmt von Karma (Summe aller Taten, sowohl gute wie schlechte, in vorherigen Leben) und Dharma (Summe der guten Taten in diesem Leben!). Der Mensch ist seinem Karma nicht >schutzlos< ausgeliefert, sondern er kann durch gute und mitfühlende Taten sein derzeitiges Leben gestalten und somit auch negatives Karma ausgleichen!
P.S.: Ganz gute Bücher zur Lehre des Buddha sind:
Hermann Hesse - Siddhartha
Eknath Easwaran - Dhammapada
Zumindest fand ich diese beiden Bücher sehr gut.
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Nightrat
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Verfasst: 08.05.2012, 21:18 |
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Forenexperte |
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Registriert: 21.12.2008, 19:27 Beiträge: 587 Wohnort: Erde
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drittervon5 hat geschrieben: ... das der Dalai Lama sowas wie der Papst für Buddhisten sei! ... Das stimmt so nicht, "Dalai Lama" ist ein Titel innerhalb der Hierarchie der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus. Insofern ist der Begriff nicht mit dem Begriff Papst vergleichbar, auch nicht innerhalb des tibetischen Buddhismus. drittervon5 hat geschrieben: ... Zum Karma, das von den meisten Westlichen Menschen mit >Schicksal an dem man selbst nix ändern kann< übersetzt wird, möchte ich mal anmerken, das das Dharma sowohl im Hinduismus als auch im Buddhismus eine wichtige Rolle spielt und man das Karma vom Dharma nicht trennen kann.
Im Hinduismus und im Buddhismus wird das Leben bestimmt von Karma (Summe aller Taten, sowohl gute wie schlechte, in vorherigen Leben) und Dharma (Summe der guten Taten in diesem Leben!). Der Mensch ist seinem Karma nicht >schutzlos< ausgeliefert, sondern er kann durch gute und mitfühlende Taten sein derzeitiges Leben gestalten und somit auch negatives Karma ausgleichen! ...
Möchte hier nochwas hinzufügen und nochmal betonen: Karma ist das Prinzip von Ursache und Wirkung, daß ja auch die Grundlage der westlichen Wissenschaften ist. Karma hat also nichts mit Schicksal zu tun, sondern bewirkt, durch die von uns hervorgerufene Wirkung, die Bedingungen unseres Lebens. Ist aber ja auch logisch, auch uns im westen leuchtet ja ein, daß unser Denken, Reden und Handeln unsere Lebensumstände im hohen Maß bestimmen. Der Buddhismus erweitert das aber natürlich, indem er sagt, daß auch unser nächstes Leben davon beeinflußt ist.
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Nightrat
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Verfasst: 12.05.2012, 21:50 |
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Forenexperte |
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Registriert: 21.12.2008, 19:27 Beiträge: 587 Wohnort: Erde
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Nachtaktiv hat geschrieben: jeder, der mir bisher begegnet ist und sich Buddhist nannte, hat mir erzählt, daß mit den Karma so ist:
Bist du behindert? = Dann ist das deine Schuld, dein Karma
Bist du Opfer eines Überfalls? = dann musst du in einen deiner vorherigen Leben der Räuber gewesen sein, Dann ist das deine Schuld, dein Karma
fällt dir eine Müslischale runter? = dann ist das deine Bestimmung daß ausgerechnet jetzt die runterfällt....und so weiter und so fort
Viele sehen den Buddhismus als Modereligion weil er so friedlich wirkt und so weiter.
und ganz wenig halte ich von der kabballah oder wie das heißt ebenso wie die Nummernsachen die in der Sendung genannt worden
außerdem wer fragt mich ob ich überhaupt wieder geboren werden möchte?
Wenn du das nächste mal einen Buddhisten triffst, frage ihn folgende Fragen:
Nach welcher Schule praktiziert er, wie hat er sich für diese Schule entschieden?
Wer ist sein Lehrer?
Wie lange praktiziert er?
Was ist Dukkha?
Wenn er keine Antworten gibt oder weiß, naja ..., du glaubst gar nicht wie viele selbsternannte Buddhisten da bei der einen oder anderen Frage passen oder nicht sehr befriedigende Antworten geben.
Das was du schreibst klingt für mich wie das, was diverse esoterische Strömungen aus dem Buddhismus machen.
Aber, du hast schon recht, man muß auch dem Buddhismus sehr kritische gegenübertreten, so wie er uns im Westen oft dargestellt wird, ist er vor allem auch historisch sicher nicht.
Ich möchte den Buddhisums auch gar nicht verteidigen, ich bin nur gegen Verbreiten von Flachheiten, Verdrehungen und Halbwahrheiten durch selbsternannte "Buddhisten". Das selbe gilt auch für Themen wie das Christentum, Quantenmechanik oder was auch immer.
Zur Wiedergeburt: Wenn es Reinkarnation gibt dann ist sie Teil der Natur, so wie auch zum Beispiel die Photosynthese der Pflanzen, d.h du wirst dann nicht gefragt ob du wiedergeboren werden willst, so wie du nicht gefragt wurdest, ob du überhaupt geboren werden willst.
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Nightrat
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Verfasst: 22.05.2012, 00:08 |
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Forenexperte |
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Registriert: 21.12.2008, 19:27 Beiträge: 587 Wohnort: Erde
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Nachtaktiv hat geschrieben: was ich mich oft frage, in Asien leben ja viele den Buddhismus aus, in China, Japan und Thailand stehen viele Tempel und dort praktizieren viele ihn, doch warum quälen dann die Chinesen die Tiere so und andererseits nennen sie sich Buddisten? Passt doch gar nicht zusammen? Oder versteh ich da was falsch....
Die Religionsverteilung ist nicht ganz klar in China.
Nach dieser Quelle http://www.tourist.de/china/ ist die Verteilung so:
20 Prozent Volksreligion,
6 Prozent Buddhisten,
2,4 Prozent Muslime,
0,2 Prozent Christen und
0,1 Prozent Sonstiger Glaubens-Gemeinschaften
Warum ist sie nicht klar? Ein Grund ist, daß es sowohl im Taoismus als auch im Buddhismus keine strengen Bestimmungen und Zeremonien gibt, und deshalb die Zuordnung schwierig ist.
Man kann also nicht sagen, dass die Leute in China mehrheitlich Buddhisten sind.
Warum werden Tiere gequält? Aus dem gleichen Grund warum die Christen, also Vertreter einer Religion der Nächstenliebe, in Europa Hexen und anders denkende verbrannt haben.
Oder wieviele Christen verprügeln abends ihre Frauen und Kinder?
Solche Fragen bringen aber eigentlich nicht viel weiter. Denn eine gute Idee bleibt auch dann gut auch wenn sie von den Menschen verdreht oder gar mißbraucht wird. Und alle großen Ideen haben dieses Problem.
"... a dream that became a reality and spread throughout the stars" -- Kirk (Whom Gods Destroy)
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Lichtarbeiter
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Verfasst: 22.05.2012, 10:40 |
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So viel Pech und Unglück wie ich im Leben habe, und so schlecht wie es mir bisher so ergang, so muss ich in meinem früheren Leben wohl ein ranghohes Mitglied der Waffen-SS und ein Kriegsverbrecher und Massenmörder gewesen sein.
Meine Mutter hört das nicht gern, wenn ich das mal wieder sage, und es ist ja wirklich auch nicht schön, aber ich glaube nunmal an so vieles, eben auch, dass man für schlimme Taten, die man in einem früheren Leben begangen hat, im nächsten Leben bestraft wird. Und wenn es wirklich so sein sollte, dann war ich in meinem früheren Leben bestimmt ein ganz schlimmer Serienmörder oder ähnliches. Wirklich keine schöne Vorstellung, ich weiß...
Ich bin übrigens kein Buddhist, dies nur als Info.
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